top of page

Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz

Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Wolf
Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Wolf
Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Wolf
Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Wolf
Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Wolf
Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Wolf
Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Gallipoli Wolf

Das wohl berühmteste Grab auf dem Soldatenfriedhof in Tarabya ist das von Generalfeldmarschall Colmar Freiherr von der Goltz.

 

Wilhelm Leopold Colmar Freiherr von der Goltz wurde am 12. August 1843 als zweiter Sohn eines verarmten Gutsbesitzers und vormaligen Offiziers geboren. Mit 17 erhielt er das Leutnantspatent. Der junge Offizier war kein bequemer Geist, trotzdem wurde er 1864 zur Kriegsakademie berufen, die er 1867 als Jahrgangsbester abschließ und in den Großen Generalstab versetzt wurde. Den deutsch-französischen Krieg erlebte der Generalstabsoffizier an vorderster Front. Als Hauptmann wurde er Lehrer an der Kriegsschule Potsdam. Er schrieb u. a. ein Buch über die Operationen der 2. Armee in Frankreich, aber auch die Bücher "Roßbach und Jena" und "Das Volk in Waffen". 1883 wurde von der Goltz nach Istanbul zur Militärmission versetzt und startete seinen Ausbildungsdienst an der Generalstabsschule. General von der Goltz folgte 1886 nach Kaehlers Tod auf den Posten des Missionsleiters in den türkischen Generalstab. Die Ära von der Goltz sollte nicht nur durch die Verbindung der Militärmission mit intensivem wirtschaftlichem Lobbyismus einen wichtigen Schritt in den deutsch-türkischen Beziehungen bedeuten. 1895 kehrte er als kaiserlich-osmanischer Marschall nach Deutschland zurück.

Über seine Zeit in Istanbul kann vor allem urteilen, dass er nach mühsamen Verhandlungen mit dem misstrauischen Sultan seine Idee einer Landwehr für die Türkei durchsetzen konnte und schließlich ein Reorganisationsgesetz für die Armee ertrotzte. Dieses Ziel verfolgte er mit Nachdruck, was schließlich dazu führte, dass die Türkei 1897 eine Million Mann unter Waffen hatte und zusätzlich eine 400 000 Mann starke Landwehr verfügbar machen konnte. Er organisierte durch ein neues Rekrutierungsgesetz sowohl die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, als auch die neue Einteilung des ganzen osmanischen Reiches in 24 Divisions- und insgesamt 384 Bataillonsbezirke. Zusätzlich verfasste und veröffentlichte er ein Handbuch für den Offzier im Felde, ein taktisches Lehrbuch, eine zweibändige Abhandlung über den Generalstab und Lehrbücher über den Felddienst und Festungsbau in türkischer Sprache. Über von der Goltz und seine Arbeit wurde geurteilt: „Die hervorragenden Dienste, welche Frhr. v. der Goltz im Generalstab geleistet, sowie seine gediegene schriftstellerische Thätigkeit [sic!], die Vielseitigkeit seiner Bildung, sein gewandtes weltmännisches Wesen, gewannen diesem Offizier sehr bald das besondere Wohlwollen des Padischas und das lebhafte Interesse aller militärischen Kreise Konstantinopels.“[1]

 

Feldmarschall von der Goltz kehrte im Juli 1909 kurzfristig erneut nach Istanbul zurück, um den Boden für eine neue, weit umfangreichere Miltärmission zu sondieren. Von der Goltz, der von Hallgarten als „ein fesselnder Typ, halb Gelehrter, halb Militär, halb Deutscher, halb Türke, halb Aristokrat, halb Demokrat, halb Generalstäbler, halb Pfadfinder, zu gebildet, um Chauvinist, aber zu sehr Militär, um kein Chauvinist zu sein“[2], beschrieben wurde, blieb bis August und fertigte in dieser Zeit eine Schrift mit Ratschlägen für in türkische Dienste entsandte Instrukteure aus Deutschland an. In dieser Schrift benannte er einerseits die wesentlichen Mängel der türkischen Armee aber auch die orientalische Mentalität, auf die unbedingt Rücksicht zu nehmen wäre[3]. Insgesamt sollten 13 deutsche Offiziere unter der Führung von Freiherrn von der Goltz in türkische Dienste übertreten. Alle nahmen den Dienst am 15. Oktober 1909 in Istanbul bzw. anderen Standorten von ausgesuchten Lehrverbänden auf. Zum gleichen Zeitpunkt erschien auch Generaloberst von der Goltz wieder in Istanbul, der allerdings bislang nur zeitweilig vom Kaiser für diese Mission beurlaubt worden war. Er versuchte vor allem, den türkischen Offizieren eine gewisse Freude und Ernsthaftigkeit an kriegsnaher Ausbildung zu vermitteln, „um sie dem Nichtstun, dem Politisieren, Kritisieren, den Clubs und Kaffeehäusern zu entziehen.“[4] In dieser Mission verblieb er vermutlich bis 1910 in Istanbul, wurde 1911 in Deutschland zum Generalfeldmarschall befördert, um dann 1914 als Generalgouvaneur in Belgien verwendet zu werden.

Die zwei Balkankriege 1912 und 1913 gingen wenig ruhmreich für die Türkei aus und man wollte die Schuld daran auch dem Wirken von der Goltz anlasten. Der jedoch antwortete darauf in einer Veröffentlichung, dass der wahre Grund dieser Niederlage, dass „Schwärmer, Idealisten und Theoretiker“ die Führung übernommen hätten, „das strategische Dilettantentum jungtürkischer „Napoleons“ und die nicht hinreichende Zeit zur Umsetzung der Heeresreformen waren. Zu den persönlichen Vorwürfen gegen ihn schrieb sarkastisch: „...hat ein italienisches Blatt die Entdeckung gemacht, daß ich allein die Schuld an der Niederlage...bei Lüle Burgas trüge. Wie man das vom Kurfürstendamm in Berlin aus zu bewerkstelligen hat, ist mir nicht klar geworden und beruhte wohl auf einer Überschätzung meiner Fähigkeiten... Nicht ich, ... sondern das ganze verhaßte deutschland sollte herabgesetzt ... werden.“[5]

Ende 1914 wurde Generalfeldmarschall von der Goltz erneut nach Istanbul entsandt. Diese Kommandierung war auf Initiative von Botschafter von Wangenheim erfolgt, der sich offensichtlich des unbequemen Generals von Sanders entledigen wollte und darauf hoffte, besser auf den konzilianten alten Feldmarschall einwirken zu können[6]. Als von Sanders von den Bemühungen um die Rückkehr von der Goltz erfuhr, versuchte er, den Chef des Militärkabinetts in Berlin davon abzubringen und erklärte, dass aus seiner Sicht sein Verhältnis zum Botschafter nicht so schlecht war, wie offensichtlich fälschlicherweise angenommen wurde. Unterstützung erhielt von Sanders durch einen Brief, den Oberstleutnant Thauvenay, ein Mitglied der Militärmission und nun Quartiermeister im türkischen Hauptquartier, an den Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt schrieb. Darin versuchte dieser, die Verwerfungen zwischen dem Leiter der Militärmission und dem Botschafter mit der soldatischen Aufrichtigkeit und Gradlinigkeit des Generals zu entschuldigen. Weiterhin hielt er von der Goltz für untauglich, in der türkischen Armee tätig zu werden, da dieser schon „genug am türkischen Heere gesündigt“ hätte und man hier „keinen lächelnden Berater sondern eine harte Hand bräuchte.“[7] Aber diese Interventionen blieben erfolglos und von der Goltz traf am 12. Dezember 1914 in Istanbul ein. Der Empfang in der Türkei rührte ihn tief. „Singende Kinderscharen, ... Ehrenkompanien, Offizierkorps, Beamte und viel Volk auf den Stationen...“[8]. Aber noch nicht einmal von der Goltz selber wusste genau, mit welchem Zweck man ihn in die Türkei berufen hatte. Er hatte weder aus Deutschland noch von türkischer Seite klare Weisung oder Unterstützung für die Anreise bekommen. Von der Goltz wurde nicht der Militärmission unterstellt, hatte aber auch sonst keine Befugnisse und war damit für die Absichten des deutschen Botschafters, nämlich als Ersatz für Liman von Sanders zu fungieren, wenig geeignet. Im Gegenteil – in einem Telegramm zur Abreise des Feldmarschalls aus Berlin hieß es, dass die Entsendung „lediglich Akt der Kourtoisie und hat mit Kriegführung oder militärischen Operationen nichts zu tun“[9] hätte. Dieses war verständlicherweise unbefriedigend für von der Goltz, der sich immer noch als eine Gallionsfigur der deutsch-türkischen Zusammenarbeit betrachtete und nun bitter enttäuscht über seinen zweifelhaften Status sowie die mangelnde Zuwendung war: „Hier sollte ich nur eine reine Ehrenstellung einnehmen. Nicht einmal einen Adjutanten wollte man mir mitgeben [...] Irgendwelche Rechte, Vollmachten oder Handhaben, um Einfluß zu gelangen, wurden mir nicht zuteil. Ich wurde nicht befugt, andere Offiziere nachzuziehen. Alle diese Rechte, zumal auch ein bedeutender Fonds, standen dagegen dem General v. Liman zur Verfügung, waren ihm kontraktlicht gesichert, und das Miltärkabinett wachte ängstlich darüber, dass ich nicht in diese Rechte eingriff.“[10]

 

Anfang Februar übertrug der Sultan von der Goltz immerhin die Funktion eines Beraters im türkischen Hauptquartier und ließ ihn an Besprechungen des Generalstabes teilnehmen. Auch wenn er sich in dieser Funktion „als fünftes Rad am Wagen“ fühlte, gab er doch sachverständige Hinweise an die türkische Führung und schrieb Einschätzungen und Berichte nach Berlin.

 

Als nach dem Fehlschlag des alliierten Flottenangriffs vom 18. März 1915 auf die Dardanellen die Notwendigkeit der Verteidigung der Halbbinsel Gallipoli gegen eine alliierte Landungsoperation erkannt wurde, wurde General Liman von Sanders das Kommando über die 5. Armee übertragen. Im gleichen Maße hatte sich allerdings auch der nun schon 72 Jahre alte Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz große Hoffnungen darauf gemacht, das Kommando der Armee an den Dardanellen übernehmen zu dürfen. Er hatte fest damit gerechnet und schrieb entsprechend enttäuscht nach Deutschland: „Ein Zeichen von Envers Vertrauen war es, daß er mir, als ich Ende März im Auftrage des Sultans meine bekannte Rundreise in die Hauptquartiere unternahm, um zu dem – jetzt endlich beginnenden – serbischen Feldzug anzutreiben, das Oberkommando in den Dardanellen anbot. Es wurde verabredet, dass ich es bei meiner Rückkehr antreten sollte. Kaum hatte ich Konstantinopel verlassen, erfuhr ich durch die Zeitungen, dass Liman an meiner Stelle ernannt sei. Wie das gekommen ist, habe ich nie ganz klar feststellen können. Dafür erhielt ich am 15. April das Oberkommando der 1. Armee.“[11] Doch sogar diese Ernennung war nicht unumstritten, da Enver hierzu keine Rücksprache mit Liman von Sanders gehalten hatte, obwohl dessen Kompetenz als Inspizient der türkischen Truppen dieses vorgesehen hätte. Somit musste von der Goltz eine weitere Schmach ertragen: „Als meine Ernennung zum Oberbefehlshaber der 1. Armee noch nicht öffentlich bekannt war, protestierte Liman auf Grund seines Kontraktes, ferner aufgrund einer Klausel im Bündnisvertrag, die ihm ‚maßgebenden Einfluß auf die Operationen’ einräumt, gegen meine Ernennung. Dieser Protest ging amtlich an die hiesige deutsche Botschaft. Hätte ich, was der Botschafter mir vorschlug, erst in unserem Großen Hauptquartier angefragt, so wäre die Sache durch das Militärkabinett zum Vortrag gekommen und dann ebenso unzweifelhaft zu meinen Ungunsten entschieden worden.“[12] Während General von Sanders und Admiral von Usedom offensichtlich wenig glücklich über die Ankunft und Berufung von Feldmarschall von der Goltz waren, war Admiral Souchon eher erfreut: „Usedom ärgert sich, daß v d. Goltz hierher kommen wird, aus seiner Eitelkeit, weil er dann nicht mehr so hoch schweben kann. Im Übrigen soll er sich darüber ruhig freuen wie ich. Denn Goltz ist ein sehr verständiger Mann und hat viel Gewicht bei den Türken, daß hoffentlich mehr Einheitlichkeit in der Leitung kommt.“[13]

 

Im Zuge der verlustreichen Kämpfe auf Gallipoli kam nicht nur auf Kritik seitens der türkischen Führung, sondern auch von Generalfeldmarschall von der Goltz, dem Befehlshaber der 1. Armee. Von ihm war verlangt worden, den ständig wachsenden Personalersatz für die 5. Armee aus den Kräften der 1. Armee zu stellen. Folglich war er über die hohen Verluste sehr besorgt und erklärte bei einer Gelegenheit, dass der „Knabenmord von Ypern hier nicht wiederholt werden darf“, und setzte ein Schreiben mit der Mahnung auf, dass Infanterieangriffe durch die Artillerie gut vorbereitet werden müssten. Dieses wurde General Liman von Sanders zugestellt, woraufhin beim Generalhauptquartier in Istanbul ein Fernschreiben eintraf, in dem sich von Sanders „das Gefasel eines Greises“ verbat und kurz darauf die aus Istanbul frisch eingetroffene 2. Division in der Nacht vom 18. auf den 19. Mai ohne Artillerievorbereitung zu einem Großangriff gegen die feindlichen Linien antreten ließ. Auch wenn Liman von Sanders später diese Tatik als eine Fehler eingestand, war doch das Verhältnis beider Generale auf dem Tiefpunkt. Dieses liefert auch eine Erklärung für das folgende merkwürdige Verhalten des Oberkommandierenden der 5. Armee gegenüber von der Goltz: „Als sich der Feldmarschall in der zweiten Septemberhälfte bei Seiner Majestät abmeldete, um seinen Frontabschnitt bei Gallipoli zu besichtigen, beauftragte ihn der Sultan, der benachbarten 5. Armee seinen kaiserlichen Gruß zu übermitteln. Wir fuhren in das Wäldchen, wo sich das Hauptquartier der 5. Armee befand. Der dort anwesende deutsche Militärattachè Oberst von Leipzig[14] empfing uns und empfahl dem Feldmarschall, die Begegnung zu meiden. Jedoch kurz darauf trat Liman von Sanders aus seinem Zelt; der Feldmarschall ging ihm rasch entgegen und sagte salutierend: ‚Mein lieber Marschall, ich überbringe Ihnen die Gr...’ Die letzten Worte blieben ihm im Munde stecken, denn Liman von Sanders schnarrte: ‚Habe keine Zeit, muss zur Front.’ Dann bog er rechts ab und bestieg sein Auto. Diesen bedauernswerten Vorgang hat Admiral Usedom Pascha, Oberkommandierender der Festungen beider Meerengen, dem deutschen Hauptquartier gemeldet, das empfahl, die Nachbarschaft der beiden deutschen Führer türkischer Armeen zu vermeiden. Der Feldmarschall übernahm deshalb das Kommando der 6. Armee im Irak.“[15]

 

Die Stimmung zwischen beiden Generalen war damit denkbar schlecht, was dazu führte, dass Botschafter von Wangenheim am 6. Oktober 1915 von der Planung der Versetzung von Feldmarschall von der Goltz nach Persien berichtete und dafür um Zustimmung aus Berlin bat: „Enver Pascha ist schon länger bestrebt, Feldmarschall von der Goltz zur Beendigung bestehender Reibungen mit Liman von Sanders, und da die von Freiherrn von der Goltz gewünschte Bestätigungsmöglichkeit nicht vorhanden, von Konstantinopel zu entfernen, ohne den alten Herrn zu kränken. Die Möglichkeit dazu schien durch den bevorstehenden Anschluß Persiens an Zentralmächte und den Wunsch persischer Regierung nach Entsendung deutscher Offiziere gegeben...-...Feldmarschall von der Goltz wird als deutsch-türkische Militär- und politische Spitze nach Persien entsandt, um die persische Bewegung im Sinne der Zentralmächte und der Türkei gegen England und Rußland in Gang zu bringen...“[16]

Ende 1914 Versetzung nach Istanbul und Übernahme über die 1. Türkische Armee, die er bis Oktober 1915 führte. Danach übernahm er das Kommando über die 6. Türkische Armee, die er bei den Kämpfen in Mespotamien führte. Bei Krankenbesuchen bei seinen Soldaten infizierte sich von der Goltz mit Typhus und starb daran am 19. April 1916 in Bagdad und wurde später nach Istanbul überführt.

Als der Leichnam des Feldmarschalls aus Bagdad in Istanbul mit der Eisenbahn an der Station Haidar Pascha eintraf, begann schon das nicht endende Zerimoniell seiner letzten Ehre. Schweder berichtet darüber: „Als er seinerzeit auf der Bagdadbahn, deren Kopfstation zu Füßen der Hochschule in Haidar Pascha liegt, eintraf, eilten über hundert türkische Medizinstudenten mit ihren Professoren an den Zug und verdrängten die zum Transport des 800 kg schweren Sarges bestellten Mannschaften, um selbst die schwere Last auf ihre Schultern zu laden und sie den steilen Hang zu ihrem stolzen Heim emporzutragen. Der Direktor des Instituts stellte sein Empfangszimmer für den großen Toten bereit, aber es gelang nicht, den riesigen Transport in die oberen Räume zu schaffen, und so wurde der schönste Saal des Erdgeschosses zu einer Totenkapelle hergerichtet, zu der dann tagaus, tagein die türkischen Freunde des toten Generalfeldmarschalls pilgerten.“[17]

 

Sein alter Widersacher, Liman von Sanders, schrieb über von der Goltz: „Der Generalfeldmarschall Frhr. v. d. Goltz war am 19. April in Bagdad am Flecktyphus gestorben. Es war ein tragisches Geschick, dass er den Siegespreis der letzten Monate nicht mehr erleben konnte. Die Trauer um den hochverehrten Führer und Lehrer war im türkischen Offizierkorps allgemein. – Am 24. Juni 1916 fand in Konstantinopel eine große Trauerfeier für den Feldmarschall statt, an welche sich die feierliche Überführung der Leiche nach dem Ehrenfriedhof in Therapia anschloß, wo der Feldmarschall an einem der schönsten Flecke der Erde seine Ruhestätte fand.“[18]

Über seine Trauerfeier erschien am 25. Juni 1916 in der deutschsprachigen Zeitung in Istanbul, dem „Osmanischen Lloyd“ der folgende Artikel:

„Auf dem von historischen Erinnerungen umrankten malerischen Platze vor dem Kriegsministerium, unter den mächtigen Akazien neben der Kommandantur, hatte man gestern Vormittag den Sarg aufgebahrt, der die sterblichen Überreste des Feldmarschalls Freiherrn v.d. Goltz barg. Zwischen zwei Feldgeschützen, bedeckt von der osmanischen und der deutschen Kriegsflagge, auf der Helm und Kalpak und Degen des Verstorbenen lagen, inmitten von prachtvollen Kranz- und Blumenspenden, stand der Sarg da...-...Dann entschwand der Sarg mit den irdischen Überresten des Marschalls zweier Reiche den Blicken und fuhr jener Stätte im Parke von Therapia zu, wo in der Nähe des Moltkedenkmals schon so mancher wackere Mann ruht, der unserem Herzen teuer war. “[19]

 

Und von der Goltz älteste Tochter, Frau Käthe Krause, die der Feier als Gast von Kriegsminister Enver bewohnte, berichtete in einem Brief über die Trauerfeier ihres Vaters:

„Am Tage nach unserer Ankunft, Nachmittag um 4 einhalb Uhr, war die große öffentliche Feier auf dem Riesenplatze des Kriegsministeriums, wo die Leiche aufgebahrt war, unter Bäumen und umgeben von einem förmlichen Wall von aufrecht gestellten Kränzen, die so riesengroß waren, Soldaten und Jugendwehr...-...Nach dieser Ansprache ordnete und setzte sich dann der Zug mit Musik – es wurde Chopins Trauermarsch gespielt – langsam in Bewegung, ein endloser Zug von Soldaten, Offizieren und Zivilbeamten, von Ministern usw. Der Sarg stand auf einer Lafette, voran gingen Nouri-Bey und ein deutscher Offizier mit Marschallstab und Orden...-...Am Ufer angekommen, wurde der Sarg auf eine Momke gesetzt, mit den Kränzen bedeckt und nur von Nouri-Bey und dem deutschen Offizier als Ehrenwache und von zwei Torpedobooten begleitet, fuhr unser geliebter Vater zum letzten Male über den blauen Bosporus, Salutschüsse wurden abgefeuert und die Musik spielte: „Ich hatt’ einen Kameraden.“ Wir folgten mit dem Botschafter und seinem Stabe in der Botschaftsmomke. Nach 1 ½ stündiger Fahrt landeten wir in Therapia und stiegen zum deutschen Heldenfriedhof hinauf zur letzten stillen Feier, bei der nur die deutschen Herren waren, auch nicht alle, und Nouri-Bey. Der Pfarrer sprach noch wunderschöne Worte am offnen Grabe, während die Sonne langsam unterging...“[20]

 

Ein weiterer Bericht der Trauerfeierlichleiten stammt von General Guhr: „Als Ereignbis von Bedeutung gleich zu Anfang meines hiesigen Aufthaltes, gestaltete sich die Beisetzung von Frhr. V. d. Goltz-Pascha, am 25. Juni 1916. Der Feldmarschall war bereits in Mesopotamien gestorben und zunächst dort beerdigt worden. Seine Gebeine wurden nunmehr nach Cospoli überführt, um auf dem deutschen Friedhof in Theapia ihre dauernde Ruhe zu finden. So viel Gold, Silber, Orden und Ehrenzeichen hatte ich kaum jemals erblickt...-...Um 4 Uhr nachmittags versammelten sich die Abordnungen des osmanischen, des deutschen und des österreichischen Heeres, des Hofes, der Diplomatie und der vornehmen Gesellschaft Konstantinopels. Der Padischah ließ sich durch den Großvesir, den Prinzen Said Halim Pascha, vertreten, der deutsche Kaiser durch seinen Botschafter, den Grafen Metternich, der österreichische durch den Militär-Bevollmächtigten, General Pomiankowski. Die Trauerparade – 1 Btl. Infanterie (3 Komp. Schützen und 1 M.-G.-Komp.), 1 Komp. Pioniere, 1 Komp. Reiter, 1 Batterie und 1 Komp. Matrosen – wurde von Nemed Ali Pascha kommandiert. Marinepfarrer Barbe hielt die Trauerrede. Nach dem Gebet und Segen widmete Enver Pascha dem Verstorbenen folgenden Nachruf in türkischer Sprache: „Es gibt in diesem Lande niemanden, der nicht mit Dankbarkeit des Mannes gedenkt, der der Wiedergeburt und Stärkung des osmanischen Heeres seine Lebensarbeit gewidmet hat. Er ist tot. Aber in der osmanischen Welt wird sein Name weiterleben, in der Erinnerung an das, was er für uns getan. Wir bitten den Allmächtigen, seiner Seele die ewige Ruhe zu schenken.“ Diese schlichten Worte machten einen tiefen Eindruck auf alle Anwesenden.

Unter Vorantritt der Truppen, denen der Sarg auf einer sechsspännigen Lafette folgte, setzte sich der Leichzug nach der Serailspitze in Bewegung. Tausende von Menschen, im tiefen Schweigen verharrend, säumten den Weg, zahlreich, wohl zum erstenmal in der Türkei, unter ihnen verschleierte Frauen. Man hatte auch diesen ausnahmsweise gestattet, dem toten Marschall durch ihre Anwesenheit die letzte Ehre zu erweisen, ein Zeichen seiner großen Beliebtheit. Frhr. v. d. Goltz hatte es besonders verstanden, strenger Erzieher und Lehrer des türkischen Heeres zu sein und zugleich das Herz des Volkes zu gewinnen.“ [21]

 

Bei der Heldengedenkfeier 1941 in Tarabya, die vom damaligen Botschafter von Papen ausgerichtet wurde, sagte der Leiter der türkischen Kriegsakademie, Ali Fuad Erden: „Von der Goltz lebt noch in der Seele des türkischen Soldaten.“[22]

 

 

 

[1] Radke, Generallfeldmarschall Colmar Freiherr v. der Goltz Pascha, S. 55

 

[2] Hallgarten, Imperialismus vor 1914, S. 165

 

[3] Römer, Die deutsche und englische Militärhilfe für das Osmanische Reich, S. 54

 

[4] Römer, Die deutsche und englische Militärhilfe für das Osmanische Reich, S. 59

 

[5] Teske, Von der Goltz, S. 72

 

[6] Wallach, Anatomie einer Militärhilfe, S. 182

 

[7] Wallach, Anatomie einer Militärhilfe, S. 172

 

[8] Teske, Von der Goltz, S. 78

 

[9] Wallach, Anatomie einer Militärhilfe, S. 183

 

[10] Schmiterlöw, Aus dem Leben des Generalfeldmarschalls Freiherr von der Goltz-Pascha, S. 188

 

[11] Schmiterlöw, Aus dem Leben des Generalfeldmarschalls Freiherr von der Goltz-Pascha, S. 190

 

[12] Schmiterlöw, Aus dem Leben des Generalfeldmarschalls Freiherr von der Goltz-Pascha, S. 190

 

[13] BA/MA, N 156 / 12,  Admiral Wilhelm Souchon: Privatkorrespondenz mit Ehefrau Violet

 

[14] Entweder stimmt in diesem Zitat die Zeitangabe „zweite Septemberhälfte“ oder der Name „Oberst von Leipzig“ nicht, da Oberst von Leipzig am 28.06.1915 gestorben ist

 

[15] Sefik Okday, Der letzte Großwesir und seine preußischen Söhne, S. 62

 

[16] BA/MA, A29020,  6.10.1915 Botschafter Wangenheim Bericht an Auswärtiges Amt

 

[17] Schweder, Im Türkischen Hauptquartier, S. 255

 

[18] Sanders, Fünf Jahre Türkei, S. 169

 

[19] Schmiterlöw, General-Feldmarschall von der Goltz-Pascha, S. 210

 

[20] Schmiterlöw, General-Feldmarschall von der Goltz-Pascha, S. 216

 

[21] Guhr, Als türkischer Divisionskommandeur in Kleinasien und Palästina, S. 31 ff

 

[22] Jäschke, Die Türkei in den Jahren 1935-1941, S. 114

bottom of page