Die Schlacht von Gallipoli 1915
Die deutsche Beteiligung
Gefechte der BRESLAU im Schwarzen Meer
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Obwohl die die GOEBEN und BRESLAU im Zusammenwirken mit der Osmanischen Flotte Ende 1914 russische Häfen angegriffen hatten, herrschte in 1915 eine deutliche Überlegenheit der russischen Flotte im Schwarzen Meer. Um unverzichtbare türkische Kohletransporte über das Schwarze Meer zu sichern, mußte die Flotte, sehr zum Ärger von Flottenchef Admiral Souchon, Geleitschutz für die unbewaffneten Transportdampfer leisten. So wurde am 10. Juni 1915 ein Kohledampfer aus Zonguldag von der BRESLAU und YARHISAR nach Konstantinopel begleitet. Am 11. Juni 02.00 Uhr stießen die DERZLIJ und GNEVNYJ auf den Kreuzer. In dem sich entwickelnden, kurzen Gefecht traf ein Geschoß die Hauptdampfleitung der DERZLIJ, und der Zerstörer blieb bewegungslos liegen. Der BRESLAU gelang es zwar, einigen Torpedos auszuweichen, sie erhielt aber selber drei Artillerietreffer, die fünf Matrosen töteten und 15 weitere verwundeten[1]. Der Kreuzer nahm die Gelegenheit nicht wahr, die vor ihr treibende DERZLIJ zu vernichten, sondern lief sofort in Richtung Istanbul ab.
Während die Beschädigungen an der BRESAU zu reparieren waren, kam für die fünf Seeleute jede Hilfe zu spät. Sie wurden mit in den Heimathafen überführt und später auf dem Soldatenfriedhof in Tarabya bestattet. Die verwundeten Soldaten wurden im schiffseigenen Lazarett behandelt und später in den Genesungsurlaub geschickt.
Gefecht vom 11. Juni 1915
„Ich habe Befehl, mit auf der „Breslau“ mitzufahren...-...Nachmittags stehen wir vor Songuldak. Die Kohlendampfer sind mit dem Beladen fertig und werden von uns unter Schutz genommen. Während sie dicht an der anatolischen Küste entlangfahren, kreuzen wir hin und her, machen kleine Vorstöße. – Wir haben aber auch allen Grund zur Wachsamkeit. Es ist wieder einmal nicht recht geheuer. Die Funkstation, die angestrengt den Äther belauscht, hat russischen Zerstörerverkehr beobachtet...-...Im Morgengrauen müssen wir, wenn alles glatt geht, wieder einlaufen. – Es sieht aber garnicht danach aus. Wir in der Funkstation sind mißtrauisch. Der Funkverkehr der Zerstörer nimmt immer mehr an Lautstärke zu! Die nächtlichen Stimmen kommen immer näher. Irgendetwas bereitet sich in der Dunkelheit vor. – Es ist 2 Uhr morgens geworden. –
Überall scharfer Ausguck. Jeden Augenblick kann der verräterische Schatten aus der Finsternis auftauchen, - der Feind! Wer zuerst den Gegner erspäht, ist natürlich im Vorteil. Auge und Ohr sind restlos angespannt. –
Mitten in die mit lauernder Erwartung geladene Situation platzt es wie ein Geisterspuk!
An Steuerbord kommt plötzlich aus dem Dunkel ein greller Scheinwerferkegel hell leuchtend auf uns zu, und während wir noch geblendet nach dem Urheber dieser unerwünschten Lichtfülle suchen, blitzen auch schon in einiger Entfernung Feuerzungen abgeschossener Geschütze auf. Im nächsten Augenblick zerreißt ein mächtiger Donner die nächtliche Stille.
Ein Werk von Sekunden war alles. – Die russischen Zerstörer haben uns zuerst entdeckt! – Sie sind da! –
„Scheinwerfer leuchten!“ –
Im nächsten Augenblick gleitet der blendende Lichtstrahl über das dunkle, flutende Wasser in die Nacht hinaus. Jetzt erstarrt der wandernde Scheinwerferkegel, und in der kalkweißen, zitternden Helligkeit stehen wie Gespenster drei niedrige Boote, die feindlichen Zerstörer.
Rrruck, - rrruck krachen unsere Salven los. Sie liegen auf dem ersten der drei Boote. Wieder flammt es an der Bordwand der „Breslau“ auf, wieder dröhnt der Donner durch die Nacht, - der erste Zerstörer verschwindet unter Wasser. –
Schon wird der zweite unter Feuer genommen. Deutlich sichtbar stehen die Wassersäulen der einschlagenden Granaten in der Lichtgasse der Scheinwerfer. – Da! – Treffer! – Feuergarben sprühen drüben hoch. – Auf beiden Seiten wird heftig geschossen. – Mit F.T. Gast R. habe ich Wache.
Der Donner der Salven weckt die in der F.T.-Station am Boden auf ihren Hängematten schlafenden Kameraden. Noch schlaftrunken und müde rappeln sie sich hoch. Vor zwei Stunden wurden sie erst in der Wache abgelöst. –
Einer von ihnen stellt den rechten Fuß auf eine Bank in der Funkstation und will den Schuh zuschnüren. –
In diesem Augenblick blitzt es jäh in unserer Nähe auf. Wir sind förmlich geblendet von der Helligkeit. – Da! – Noch einmal dieses furchtbare Leuchten und Getöse! –
An die Eisenverschalung der Funkstation, die bei der „Breslau“ an Deck aufgebaut ist, hämmert es unheimlich. Unser Kamerad an der Bank fällt lautlos zur Seite. Blut sickert aus einer Wunde an der rechten Kopfseite[1]. – auch der zweite Empfänger ist von den Sprengstücken getroffen, und der Sender hat gehörig was abbekommen.
Eine Stimme ruft laut draußen an Deck: „Feuer an Bord!“ ...-...
Zunächst weiß man garnicht, was denn eigentlich alles passiert ist, so schnell, so überraschen haben sich die Ereignisse abgespielt. – „Breslau“ feuert noch immer weiter. Von den drei Zerstörern ist nur noch einer übrig, aber der schießt unentwegt. Die Granaten sausen und heulen in der Dunkelheit heran. Unwillkürlich bücken sich die Leute an Deck, wenn der eiserne Hagel dicht über sie hinwegheult. - ...-...
Eine böse Geschichte, dieser nächtliche Überfall. – Wir sammeln die Verwundeten an Deck, so gut es im Dunkeln geht, und tragen sie unter die Back, wo ihnen Notverbände angelegt werden. – Sie werden gezählt. Eine ganze Anzahl lieber Kameraden ist tot oder verwundet. Die Russengeschosse krepierten wie Schrapnells. In tausend Stücke gingen sie. Wo sie explodierten, war alles zerfetzt. – Der Tod hat wieder mit harter Faust mitten in blühendes Leben gegriffen. -“[2]
[1] Es ist zu vermuten, dass es sich dabei um den vorher genannten F.T. Ober Gast R. Richard Klitzke gehandelt hat.
[2] Georg Kopp, Das Teufelsschiff und seine kleine Schwester, S. 254 ff, Dessen Beschreibung weicht von anderen Quellen ab, die nur von zwei russischen Zerstörern berichten
[1] Langensiepen, Nottelmann, Krüsmann, Halbmond und Kaiseradler, S. 50, Beschreibung wörtlich übernommen